Viele Leute verurteilen Computerspiele, weil sie befürchten, dass Kinder süchtig davon werden könnten. Doch mittlerweile ist bewiesen, dass Computerspiele ähnlich wie andere Medien wie Fernsehen, Filme, Bücher und sogar Musik sind. Sie können fördernd sein, aber auch schädlich, abhängig von Inhalt und Maß. Angesichts des Booms in der Gaming-Industrie versuchen viele Studios, mithilfe des Suchtpotenzials bei Kindern Gewinne zu erzielen. Dies erschwert es Eltern, die sich nicht auskennen, die richtige Entscheidung zu treffen. Basierend auf meinen eigenen Erfahrungen mit meinen Söhnen habe ich einige Tipps und Punkte zusammengestellt, die euch Eltern dabei helfen sollten, gut mit Computerspielen für Kinder umzugehen:
1. Computer/Konsole vor Handy/Tablet bevorzugen
Für Kinder unter 13 Jahren empfehle ich, Spiele eher auf Computern oder Konsolen zu spielen. Der einfache Grund: Computer und Konsolen sind schwerer zu transportieren. Wenn Kinder Spiele auf Handys spielen, können sie diese überallhin mitnehmen und sind ständig deren Einflüssen ausgesetzt. Das gleiche gilt für Handheld-Spielkonsolen, die tragbar sind, wie zum Beispiel das Steam Deck oder die Nintendo Switch. Ein weiterer Vorteil, wenn das Kind mit einem Computer spielt ist, dass es lernt, mit Tastatur und Maus umzugehen. Obwohl Smartphones und Tablets sehr verbreitet sind, wird die meiste Produktivarbeit weiterhin mit Tastatur und Maus/Touchpad erledigt.
2. Klare Regeln von Anfang an
Da die meisten Kinder ihre Spielzeit nicht alleine regulieren können, sollten von Anfang an klare Zeitlimite festgelegt werden. Timer können dabei helfen, diese Regeln durchzusetzen. Dabei können Tools wie Microsoft Family Safety für Windows, Google Family Link für Android oder Kindersicherung für iPhones hilfreich sein. Mehr über diese Apps erfährst du in meinen folgenden Blogs.
" Wenn ich ein Spiel erstelle, versuche ich, mich mehr auf die Emotionen zu konzentrieren, die der Spieler während des Spiels erlebt." – Shigeru Miyamoto Entwickler von Super Mario, Legend of Zelda
3. Gemeinsam Spiele auswählen
Du solltest die Auswahl des Spiels nicht allein deinem Kind überlassen. Wahrscheinlich kommt dein Kind nach Hause und möchte dasselbe Spiel spielen wie seine Freunde. Es ist ein wichtiger sozialer Aspekt, den man nicht ignorieren sollte. Trotzdem, bevor du es erlaubst, sammle genügend Informationen über das Spiel. Eine hilfreiche Webseite dafür ist www.spielbar.de oder Instant Gaming. Beachte auch die Altersfreigabe des Spiels. Diese ist zwar oft uneinheitlich, dennoch gibt es Spiele, die nicht bereits in jüngsten Jahren geeignet sind. Das gilt leider auch umgekehrt. Zum Beispiel das Spiel Kerbal Space Program wird erst ab 14 Jahren empfohlen, obwohl ich es bereits mit meinen Jungs ab 6 Jahren gespielt habe. Es handelt sich um einen Raketensimulator, der aufgrund seiner Komplexität für ein Kind frustrierend sein kann. Doch wenn es mit einem Erwachsenen gespielt wird, kann es den Kindern viel beibringen. Wir hatten mit meinen Jungs enormen Spaß und sie haben eine Menge gelernt.
4. Vorsicht mit kostenlosen Spiele
Ich sage meinen Kindern immer, dass ich ihnen ein Spiel auch für 30 Euro kaufe, aber wenn sie mit einem kostenlosem Spiel kommen, dann bin ich in der Alarmbereitschaft, denn die Spieleentwickler müssen auch ihr Geld verdienen. Bei kostenlosen Spielen ist es oft versteckt als Mikrotransaktion (Digitalegüter die man für kleines Geld kaufen kann) oder noch schlimmer wie ein Pay-To-Win (kleine Vorteile für extra Bezahlung im Spiel erwerben). Open-Source kostenlose Spiele wie zum Beispiel OpenTTD sind wirklich kostenlos und enthalten keine versteckte Kosten. Mehr über OpenSource Spiele werde ich in nächsten Blogeinträgen schreiben.
5. Gemeinsames Spielen und Kommunikation
Auch wenn du kein Zocker bist, würde ich stark dazu raten, das Spiel einmal gemeinsam mit dem Kind auszuprobieren. Ich habe es immer so gemacht, dass ich die Hauptsteuerung übernommen habe und meine Kinder dann eine Taste wie zum Beispiel die Feuer- oder Aktions-Taste übernehmen durften. Wenn du gerade wirklich keine Lust zum Spielen hast, zeige zumindest Interesse und spreche mit deinem Kind über das Computerspiel. Was macht ihm Spaß, was funktioniert nicht? Beobachte, ob dein Kind frustriert ist, wenn die Spielzeit abgelaufen ist. Ein Spiel sollte Freude bereiten und keinen Frust auslösen.
6. Umgang mit Frustration
Wenn ein Spiel dein Kind frustriert, ist es in Ordnung, vorerst zurückzurudern und es erstmal verbieten und später nochmal zu versuchen. Mein Sohn begann beispielsweise schon mit 6 Jahren Trailmakers zu spielen. Doch er war frustriert und weinte viel, also musste ich es vorerst verbieten. Als er später zurückkam, lief es viel besser und es bereitete ihm viel Freude.
7. Multiplayer erst wenn das Kind dafür reif ist
Multiplayer-Spiele sollten erst dann erlaubt sein, wenn du sicher bist, dass dein Kind mit online Gefahren umgehen kann. Es ist wichtig, dass du klare Grenzen setzt. Vorher solltest du deinem Kind erklären, welche Gefahren es im Online-Spiel gibt, welche Informationen es mit Fremden nicht teilen darf, und was digitales Mobbing bedeutet. Wenn du mehr über dieses Thema erfahren möchtest, würde ich dir meinen Kurs 03-Digitale Superhelden empfehlen.
8. Lass dein Kind online nicht alleine
Es ist wichtig zu beobachten, wie sich dein Kind in der Online-Welt verhält und wie es sich fühlt. Welche “digitalen” Freunde es hat. Ich habe meinen Jungs zuerst erlaubt, online mit Freunden zu spielen, die sie auch persönlich kannten. Ich habe sie auch dazu ermutigt, sich persönlich zu treffen und so zusammen in einer Wohnung zu spielen. Das macht viel mehr Spaß und fördert die soziale Interaktion zwischen den Kindern. Ich würde auch empfehlen, wenn dein Kind online spielt, dass es das in einem Raum tut, wo du ebenfalls dabei bist, und wenn möglich ohne Kopfhörer. So kannst du das Ganze im Auge behalten und sofort eingreifen, wenn etwas nicht wie erwartet läuft.
9. Alte Spiele ausprobieren
Habt ihr schon das Spiel Die Siedler ausprobiert? Oder Sim City? Das schöne an alten Spielen war, dass die Grafik nicht so großartig war und viel Fantasie dem Spieler überlassen wurde. Als mein erster Sohn 6 Jahre alt war, habe ich ihm einen ZX Spectrum 8-Bit-Computer gekauft, den ich schon besaß, als ich klein war. Um überhaupt spielen zu dürfen, mussten wir erstmal den Computer zusammenbauen. Dann haben wir das Spiel von der Kassette (oder heutzutage vom Handy als Kasettnrekorder ersatz) geladen. Das hat einige Minuten gedauert. Danach musste er herausfinden, wie es funktioniert. Ich muss zugeben, alte Computerspiele sind viel schwieriger als Spiele heutzutage, weil sie mehr Herausforderungen mit weniger Inhalt bieten.
Ich erinnere mich, wie begeistert er im Sim City auf die Punkte geschaut hat und gesagt hat: “Schau Papa, da fahren Autos.” Er hat seine Fantasie genutzt. Nach kurzer Spielzeit haben wir wieder alles zusammengepackt. Dadurch war das Abhängigkeitslevel relativ niedrig. Es gibt viele alte Spiele, die heute auch kostenlos angeboten werden und viel Spielspaß bereiten. In meinem zweiten Teil dieses Blogs werde ich diese Spiele auch vorstellen.
Im nächsten Teil meines Blogs werde ich ein paar Spiele auflisten, die wir mit den Kindern sehr gerne gespielt haben und die unserer Familie viel Freude bereitet haben. Das war es für heute.