Warum ich Roblox für mein Kind verboten habe – Ein persönlicher Erfahrungsbericht
Wir hatten ein wunderschönes Wochenende. Eine der Mütter – die Mutter des besten Freundes meines Sohnes – hatte die großartige Idee, gemeinsam als Familien zelten zu gehen. Unsere Jungs sitzen, wenn sie sich treffen, leider oft stundenlang vor digitalen Geräten. Also packten wir unsere Sachen, suchten uns einen schönen Campingplatz und trafen uns dort mit mehreren Familien.
Die Jungs schliefen (besser gesagt: schliefen nicht) gemeinsam in einem Zelt – sie waren bis 4 Uhr morgens wach. Aber genau solche Momente bleiben in Erinnerung. Am nächsten Tag brachte ein Vater sogar ein paar Boote mit, und wir machten zusammen eine 10 km lange Tour. Es war einfach traumhaft – Gespräche, Natur, Bewegung, und viel gemeinsames Lachen. Während dieses Wochenendes entstand ein tiefes Gespräch über ein Thema, das uns alle betrifft: Was spielen unsere Kinder eigentlich online?

In einer der Familien spielt der Sohn regelmäßig Roblox, und dadurch ist auch mein Sohn damit in Berührung gekommen, wenn er bei seinem Freund zu Besuch ist. Daher habe ich beschlossen, meine Gründe aufzuschreiben, warum ich Roblox für mein Kind nicht erlaube.
Die wichtigsten Kritikpunkte an Roblox:
Roblox ist kostenlos. Und da gehen bei mir sofort alle Alarmlichter an. Denn wenn etwas kostenlos ist, dann bezahlen wir oft auf andere Weise
Entweder mit den Daten unserer Kinder oder – noch schlimmer – mit den Kindern selbst als Zielgruppe
Roblox sieht auf den ersten Blick aus wie ein harmloses Spiel für Kinder. Doch unter der Oberfläche lauern viele Gefahren – einige davon sogar extrem ernst. Hier ist eine Übersicht:
🧑⚖️ 1. Sexueller Missbrauch & Grooming
- In Deutschland wurden Fälle dokumentiert, in denen Kinder über Roblox kontaktiert und später missbraucht wurden. Die Polizei bestätigte, dass Roblox der Erstkontakt war.
- In den USA wurde 2025 eine Klage gegen Roblox eingereicht, in der mehrere Eltern beschreiben, wie ihre Kinder über Roblox und Discord von Tätern angesprochen, manipuliert und ausgebeutet wurden.
👉 Bericht bei Local News Matters
💬 2. Sexuelle Inhalte – sogenannte „Condo Games“
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In diesen Spielen übernehmen Kinder Avatare und spielen sexuelle Rollenspiele.
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Nackte Figuren, explizite Inhalte, oft getarnt hinter harmlosen Titeln.
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Roblox löscht diese Spiele, aber sie tauchen immer wieder auf.
👉 Kids exposed to simulated sex and graphic images in “dark side” of popular computer game Roblox
🎮 3. Gewalt und Hass
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Es gibt Spiele, die rassistische oder gewaltverherrlichende Inhalte enthalten.
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Beispiele: „Polizeieinsätze gegen Proteste“ oder Jagd auf bestimmte Gruppen.
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Misogyne, rassistische, rechtsextreme und antisemitische Gruppen sind auf der Plattform ebenfalls vertreten.
👉 Rechtsextreme Aktivitäten auf Gaming(-nahen)- Plattformen
🎰 4. Glücksspiel-Mechaniken
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Viele Spiele beinhalten „Spin-to-Win“, Lootboxen oder Belohnungskisten – mit Robux (also echtem Geld).
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So lernen Kinder früh ein Glücksspielverhalten.
👉 Roblox erhält neue Altersfreigabe ab 16 Jahren
💸 5. Monetärer Druck durch Robux
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Fast alle beliebten Spiele auf Roblox fordern irgendwann Robux.
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Kinder sehen, dass ihre Freunde coole Skins, Items oder Vorteile haben – und wollen mitmachen.
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Es gab viele Fälle, in denen Kinder heimlich Geld ausgegeben haben.
👉 Mit Roblox Geld verdienen – wie es funktioniert und was Sie steuerlich beachten müssen
😵 6. Reizüberflutung & Konzentrationsverlust
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Roblox bietet Millionen Spiele – die meisten sehr kurz und auf schnelle Reize ausgelegt.
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Kinder springen ständig von Spiel zu Spiel – das fördert Ungeduld und Konzentrationsprobleme.
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Roblox bietet viele Brainrot Spiele an
👉 Was sind Brainrot-Spiele: Auswirkungen minderwertiger Spiele auf Menschen
🧑👦 Eine ehrliche Diskussion mit meinem Sohn
Ich habe mit meinem Sohn offen über all diese Risiken gesprochen. Es war ein langes Gespräch, in dem er klargemacht hat, dass er Roblox vor allem wegen seiner Freunde spielt – und dass es doch nur ein paar problematische Server von 50 Millionen seien. Er fragte: “Wie wahrscheinlich ist es denn überhaupt, dass ich mit so etwas in Berührung komme?”
Ich habe versucht, Statistiken zu finden. Aber: Es gibt sie nicht. Und genau das ist das Problem. Roblox ist eine Plattform, auf der jeder Benutzer Inhalte erstellen kann – ohne Vorabkontrolle. Das bedeutet, dass weder wir Eltern, noch Roblox selbst genau wissen, wie viele problematische Inhalte oder gefährliche Kontakte sich auf der Plattform befinden.
Das Risiko lässt sich nicht beziffern – weil niemand es wirklich kontrollieren kann. Und genau das nutzen Täter, aber auch gezielte sexuelle Ausbeuter, immer wieder aus.
Um die Argument von meiner Sohn besser verstehen und beantworten zu können, habe ich weiter recherchiert – und dabei auf mehrere erschütternde Reportagen und Polizeiberichte gestoßen. Einige davon belegen ganz klar: Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit gering erscheint – es reicht ein einziges Erlebnis, um ein Kind nachhaltig zu traumatisieren.
🔍 Vergleich: Minecraft vs. Roblox
Aber unsere Diskussion war damit noch nicht zu Ende. Emin Sohn sagte: „Mit Minecraft ist es doch genau das Gleiche!“ Na toll – jetzt hatte ich meine „Hausaufgabe“: Ich musste das Thema nochmal gründlich recherchieren, um einen fairen und fundierten Vergleich zwischen Roblox und Minecraft zu ziehen. Also habe ich eine Vergleichstabelle erstellt – so gut ich konnte, natürlich mit Unterstützung durch Recherche. Mir war wichtig, die beiden Plattformen möglichst objektiv gegenüberzustellen, um zu verstehen, ob mein Sohn Argument wirklich standhält.
Merkmal | Minecraft | Roblox |
---|---|---|
Kontoerstellung | Für Minecraft braucht man eine validierte E-Mail-Adresse, um überhaupt ein Konto zu erstellen. Diese E-Mail ist fest mit der Lizenz verknüpft. | Bei Roblox braucht man nur einen Benutzernamen und ein angegebenes Alter – und dieses Geburtsdatum kann völlig frei gewählt werden. |
Preis | Um auf einem Minecraft-Server zu spielen, muss man ca. 30 € investieren. Das ist bereits eine gewisse Hürde – dadurch kann nicht jeder sofort loslegen oder massenhaft Server erstellen und betreiben. | Roblox dagegen ist komplett kostenlos. Es ist sogar möglich, automatisiert per Skript Server zu erstellen und öffentlich zu machen. |
Wer erstellt die Inhalte? | Hauptsächlich Mojang/Microsoft und eine Modding-Community | Jeder kann Spiele hochladen – über 50 Millionen, oft ungeprüft |
Moderation | Offizielle Server sind sicher; private Server könnten gefährlich sein | Sehr eingeschränkte Moderation; viele problematische Spiele werden nicht erkannt |
Chatsystem | Lässt sich komplett deaktivieren | Chat ist standardmäßig aktiviert; oft Kontakt mit Fremden möglich |
Geldsystem / Monetarisierung | Einmaliger Kauf, evtl. optionale Skins; wenig Kaufdruck | Kostenlos, aber starker Druck durch „Robux“ echtes Geld auszugeben |
Bekannte Missbrauchsfälle | Sehr selten; meist auf schlecht moderierten Community-Servern | Mehrere bestätigte Fälle von Grooming, sexueller Belästigung und sogar Entführungen |
Lern- & Spielwert | Bei guten Minecraft-Servern gibt es einen sehr hohen Bildungswert – etwa durch Redstone, logisches Denken und kreatives Bauen.Natürlich existieren auch Server, die weniger hochwertig sind oder Player-vs-Player-Shooter anbieten, was nicht unbedingt kindgerecht ist. | Teilweise kreativ, aber viele Spiele sind auf Belohnung & Sucht ausgelegt |
Unpassende Inhalte | Auf offiziellen Minecraft-Servern treten problematische Inhalte selten auf; auf privaten Servern können sie jedoch vorkommen.Allerdings sind die Charaktere in Minecraft schlicht gestaltet und es gibt keine zusätzlichen Animationen zu kaufen. Dadurch lassen sich Themen wie Gruppenvergewaltigungen oder blutige Tötungen kaum realistisch darstellen – im Gegensatz zu Roblox, wo die Grafik und die verfügbaren Animationen eine deutlich explizitere Darstellung ermöglichen. | Viele Spiele enthalten versteckt sexuelle, gewalttätige oder rassistische Inhalte – selbst mit Filter |
Natürlich gilt: Wenn man falsche Mods installiert oder sich auf problematischen Servern bewegt, kann auch in Minecraft es für die Kinder gefährlich werden. Es gibt sicher Server mit ungeeigneten Inhalten. Aber die Wahrscheinlichkeit, auf solche Server zu stoßen, ist deutlich geringer als bei Roblox. Zudem erfordert es in Minecraft einen gewissen Aufwand, solche Inhalte überhaupt zu finden. Insbesondere, wenn man – auch wenn ich persönlich eher ein Freund der Java-Version bin – auf Bedrock-Servern unterwegs ist, ist das Risiko nochmals geringer als auf Java-Plattformen.
Daher würde ich sagen: Im Vergleich zu Roblox ist Minecraft eindeutig die sicherere Variante.** **Natürlich heißt das nicht, dass wir Eltern uns entspannt zurücklehnen können. Wir sollten weiterhin ein Auge darauf haben, was unsere Kinder tatsächlich spielen. Ich muss oft schmunzeln, wenn Eltern begeistert erzählen: „Mein Kind spielt Minecraft, es fördert seine Kreativität!“ – und am Ende stellt sich heraus, dass es sich um einen Shooter auf einem PvP-Server handelt, was den Eltern gar nicht bewusst ist.
🧠 Recherchieren, bewerten, entscheiden – aber wie?
_„Du hast nur ein paar Artikel gelesen – das reicht doch nicht!“ _sagte mein Sohn mit Nachdruck. Und ganz ehrlich: Er hat nicht Unrecht. Ich habe ihm offen zugegeben, dass ich kein Experte bin. Meine Recherchen sind natürlich nicht tiefgreifend – ich habe nicht selbst Dutzende Roblox-Server ausprobiert, keine Wochen auf Reddit verbracht und keine umfassende Nutzerstudie durchgeführt.
Ich hätte das gerne gemacht. Aber: Ich bin Vater von drei Kindern, habe zwei Jobs – und ich bin nun mal der Raketenmann, kein Medienpädagoge. Meine Mission liegt eher in der Technikvermittlung, nicht im Digital-Journalismus. Zum Glück gibt es aber Menschen, die sich genau damit bestens auskennen. Und so bin ich auf ein fantastisches Video von der ARD gestoßen.
Dort hat ein Redaktionsteam genau all die Schritte gemacht, die ich auch gern gemacht hätte: eigene Spielerfahrungen gesammelt, recherchiert, Inhalte analysiert, Gefahren objektiv bewertet. Ich kann es wirklich allen Eltern nur ans Herz legen, sich dieses Video bis zum Ende anzusehen. Es öffnet die Augen.
Nach diesem Video habe ich ein weiteres ARD-Video gefunden. Es zeigt, wie Roblox bei Kindern abkassiert.
Mein Fazit und ein letzter Gedanke
Ich erkenne durchaus, dass Roblox kreative Möglichkeiten bietet. Doch sicheres Spielen ist dort nur möglich, wenn ein Elternteil permanent daneben sitzt – und das ist im Alltag schlicht unrealistisch. Wer spricht mit dem Kind? Welche Inhalte spielt es? Wie oft wechselt es die Spiele? All das lässt sich kaum durchgehend begleiten.
Darum ist Roblox für mein Kind keine Option.
Ich will keine Panik verbreiten, sondern ehrlich über Risiken sprechen. Wenn wir mit unseren Kindern spielen, hinschauen, zuhören und Alternativen bieten, kann digitales Spielen etwas Wunderbares sein.
Ob ich meinen Sohn überzeugen konnte? Ich habe ihm diesen ganzen Blog gezeigt und mit ihm die ARD-Reportage angeschaut. Am Ende, nachdem ich alle Argumente dargelegt hatte, habe ich ihn gefragt:
„Ich weiß, du und deine Freunde seid klug und könnt die Gefahren von Roblox erkennen. Aber wie du siehst: Roblox schützt seine Inhalte nicht ausreichend, verdient damit Milliarden und ist an der Börse notiert – während Kinder oft die Leidtragenden sind. Willst du so eine Firma wirklich mit deiner wertvollen Zeit unterstützen? Es gibt andere Spiele, die genauso spannend sind – aber sicherer und deutlich bereichernder.“
Wird mein Sohn weiterhin Roblox spielen, wenn er bei seinen Freunden ist? Ja. Einige Eltern haben mich nach der Lektüre meines Blogs sogar angeschrieben und angeboten, dass ihr Kind auf Roblox verzichtet, wenn mein Sohn zu Besuch ist. Sie haben mit ihren Kindern ausführlich über die Risiken gesprochen, die Entscheidung aber letztlich ihnen überlassen – und das ist auch in Ordnung so. Das Einzige, worauf wir uns gemeinsam verständigt haben: Die Eltern schauen regelmäßig, auf welchen Servern die Kinder unterwegs sind. Und das ist für mich völlig ausreichend.
Mir geht es in diesem Blog nicht darum, andere Eltern zu kritisieren oder ihnen vorzuschreiben, ob ihre Kinder Roblox spielen dürfen. Der Blog ist entstanden, weil mein Sohn mich davon überzeugen wollte, dass Roblox harmlos ist – und ich mir selbst ein eigenes Bild davon machen wollte.
Bleibt auf Kurs, dein
